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Quo vadis ars?

In zahlreichen Interviews, Corona-Tagebüchern, Kommentaren und Berichten wurde in den letzten Wochen die Situation der Kulturbranche beschrieben und diskutiert. Unsere kommentierte Sammlung von mittlerweile 193 Quellen versammelt Stimmen aus unterschiedlichen Sparten und Medien. So entsteht ein Bild der Kulturlandschaft in der Krise, deren zeitliche Wandlung interaktiv über eine eigene Tag-Cloud erdkundet werden kann.


 

Sind die #Allesdichtmachen-Videos gerechtfertigt?

by Jennifer Wilton, Andreas Rosenfelder (25 Apr 2021)
Original source: Welt

Ein Vorwurf an die Schauspieler*innen, die sich an der Aktion #allesdichtmachen beteiligt haben, lautet, es fehle Ihnen die Empathie für die Corona-Kranken. Dass es vielmehr ihren Kritiker*innen an Empathie mangelt, zeigt Andreas Rosenfelder an den Reaktionen auf die Aktion. Die Schauspieler*innen hingegen haben gezeigt, dass sie sich in die Sorgen und Nöten einer Gesellschaft im Ausnahmezustand einfühlen können.  Weniger überzeugend findet Jennifer Wilton die Aktion. Sie empfindet die Clips nicht nur als inhaltslos, sond ern für sie kommen in den Videos Spott, Ironie, Zynismus zum Ausdruck, die die Menschen treffen, die seit einem Jahr in ständiger Angst leben. 

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tag #allesdichtmachten Schauspieler*innen Empathie Satire Angst Unsicherheit
Darstellende Kunst Statement

»Viele Kollegen von uns mussten Hartz IV beantragen«

by Wiebke Eymess, Jörg Burger (23 Sep 2020)
Original source: Die Zeit

Mit 80 Auftritten pro Jahr konnten sich das Kabarettduo "Das Geld liegt auf der Fensterbank, Marie" bestehend aus Wiebke Eymess und Friedolin Müller vor Corona gut finanzieren. Gemeinsam mit ihren beiden Kindern lebt das Paar auf dem Land und hat daher sehr reduzierte laufende Ausgaben. Dennoch war die Corona-Krise ein Schock. War das Paar für zwei Jahre im Voraus ausgebucht, reagierte Wiebke Eymess im März auf die Absagen mit einer Panikattacke. Erst langsam fand sie sich in die neue Situation. In einem Blog beschrieb sie ihre Gefühle und & Auml;ngste. Dass der SWR3 diese nun zwei Mal die Woche als Kolumne druckt, hilft der Familie finanziell über die Runden zu kommen. Daneben sind es Spenden treuer Fans und handwerkliche Arbeiten, mit denen sie sich über Wasser halten. Die staatliche Unterstützung, die die beiden aus den Soforthilfeprogrammen erhalten haben, war minimal. Auch wenn in der Öffentlichkeit der Eindruck entsteht, dass viel für die Kultur getan wird, kommt davon bei den Betroffenen kaum etwas an. Zwar wird im Moment das Berufsverbot etwas gelockert, erste Theater und Veranstaltungsstätten sind wieder geöffnet, doch aufgrund der geltenden Hygieneregeln kann man das aufgrund der minimalen Honorare eher von einem Hobby denn von einem Job sprechen. Auch die Unvorsichtigkeit der Politiker bei ihrer Sprachwahl, kann verheerende Folgen haben. Warnte der Gesundheitsminister Jens Spahn doch vor kurzen vor Veranstaltungen, meinte aber eigentlich Familienfeste. Die Folge: Der Kartenverkauf für Kulturveranstaltungen brach schlagartig ein. Ein sicherer Job wurde mit dem Berufsverbot zur Sackgasse. Nun muss sich das Paar neu erfinden, hofft aber darauf, bald wieder auftreten zu können.

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tag Kabarett Berufsverbot Kulturförderung Soforthilfe Panikattacke
Darstellende Kunst Interview

„Wo ist die Empathie des Herrn Spahn?“ . "Where is the empathy of Mr. Spahn?"

by Matthias Goerne, Manuel Brug (13 Sep 2020)
Original source: Welt

Im Interview mit der Welt macht der erfolgreiche Liedsänger Matthias Goerne seinem Unmut über die Behandlung der Konzertwelt in der Corona-Krise Luft. Vor kurzem nahm er an einer Diskussionsrunde mit dem Gesundheitsminister Jens Spahn teilnahm. Die Enttäuschung über das Verhalten des Ministers ist groß. Seine Antworten waren nur ausweichend, die Kultur als Wirtschaft wird nach wie vor nicht anerkannt. Zwar gibt es Zuschüsse für Institutionen, aber die vielen Solo-Selbständigen blicken noch immer bang in die Zukunft. Das Hauen und Stechen unter den Konzertveranstaltern hat bereits begonnen, da auch die Agenturen um ihr Überleben kämpfen. Vor allem für die Berufsanfänger*innen ist die Situation im Moment schwer. Vielen wird es nicht gelingen, auf dem Markt Fuß zu fassen. Andererseits gibt es Kolleg*innen, die in die Grundsicherung abgerutscht sind, und sich nun nach einem neuen Job umsehen. Eine gemeinsame Stimme gibt es auf dem Musikmarkt nicht. Selbst von den Vertretungen zeigt sich Goerne enttäuscht, da sie wenig schlagkräftig argumentieren. Wer frei tätig ist, bekommt immer häufiger unmoralische Angeboten, weil die öffentlichen Häuser an den Gästen sparen können. Dabei sind es gerade diese Gäste, die das Publikum anlocken.
Besonders wenig Verständnis zeigt Goerne dafür, dass in öffentlichen Verkehrsmitteln Abstandsregeln nicht gelten, in den Konzerthäusern aber große Abstände zwischen den Besucherplätzen gefordert werden. Die Festspielsaison und vor allem die erfolgreich und ohne Ansteckungen verlaufenden Salzburger Festspiele haben gezeigt, dass das Publikum der Konzertveranstaltungen absolut diszipliniert ist und eine Sitzordnung im Schachbrettmuster gefahrlos umgesetzt werden kann. Aus Freude daran, wieder Konzerte besuchen zu dürfen, unterhalten sich die Besucher*innen im Saal nicht. Außerdem verfügen viele Konzerthäuser über hervorragende Lüftungen, die die Ansteckungsgefahr minimieren. Dass hier nicht die Wirtschaftskraft der Branche berücksichtigt und dieser wieder eine Chance auf Einnahmen gegeben wird, kann Goerne nicht nachvollziehen. Stattdessen nimmt die Politik ein Theater- und Opernsterben in großem Ausmaß in Kauf.

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tag Konzerte Konzerthäuser Konzertagenturen Solo-Selbständige Studierende stiller Tod Salzburger Festspiele Schachbrettmuster Jens Spahn
Musik Interview

So könnte Theater . Kultur in München

by Egbert Tholl, Reinhard J. Brembeck (08 May 2020)
Original source: Süddeutsche Zeitung

In München haben Christian Stückl, der Intendant des städtischen Volkstheaters, und Anton Biebl, Kulturreferent der Stadt München, ein Konzept für ein Theater in Coronazeiten vorgelegt, von dem nicht nur die Münchner Bevölkerung, sondern auch die Bayerische Staatsregierung aus der Zeitung erfahren hat. Das Konzept ist keine Absichtserklärung, sondern enthält konkrete Pläne zum Neustart des Spielbetriebs. Stückl hat an seinem Haus die Spielzeitpause vorverlegt und möchte am 15. Juni wieder mit dem Probenbetrieb s tarten. Die kommende Saison soll dann nicht erst im Herbst, sondern bereits am 24. Juli beginnen. Geplant sind fünf “Corona-taugliche‟ Produktionen. Auch im Haus selbst wird es Umbauten geben. Jede zweite Reihe im Zuschauerraum soll entfernt werden und nur jeder vierte Platz besetzt sein. Um den Verlust an Zuschauerplätzen auszugleichen, wird auch die Bühne bestuhlt. Zwischen den beiden so geschaffenen Tribünen wird gespielt. Grundsätzlich sollen die Aufführungen jeweils rund eine Stunde dauern und ohne Pause gespielt werden. Auf diese Weise werden nicht nur Kontakte unter den Zuschauern vermieden, es könnten auch mehrere Aufführungen hintereinander gespielt werden. Um Szenen mit intensiver Körpernähe zu umgehen, müssten neue Konzepte erarbeitet werden. Stückl verweist hier auf die Darstellung von Kussszenen in Indien, wo ein Hackbrettsignal anzeigt, dass der Zuschauer sich Nähe der Figuren denken müsse. Aber nicht nur auf der Bühne wird an Hygienekonzepten gearbeitet. Die Werkstätten sollen durch ein Minimum an Ausstattung entlastet werden. Zudem denkt Stückl darüber nach, wie auch Gastschauspieler*innen wieder eingebunden werden können.
Ob das Konzept im Alltag den erwarteten Erfolg haben wird, kann auch Stückl selbst nicht versprechen, aber er stellt damit das erste Konzept vor, dass eine Idee von Normalität für den Spielbetrieb ermöglicht. Angesichts der wieder angelaufenen Bundesliga wird der Ruf nach der Öffnung der Spielstätten lauter – auch wenn er nicht so aussehen wird, wie vor dem Lockdown. Stückl und Bibl stellen damit auch die Planungen von Bayerns Kunstminister Bernd Sibler in Frage, der die Theater erst im Herbst wieder öffnen möchte und eine Rückkehr zur Normalität erst gegeben sieht, wenn ein Impfstoff zur Verfügung steht. Eine solch lange Durststrecke werden Theater, Opernhäuser und Orchester nicht überstehen können.

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tag Theater Zuschauer*innen Vorstellungen Hygieneregeln Christian Stückl Anton Biebl München
Darstellende Kunst Bericht

Kreatives Kulturleben in Zeiten von Corona

by Torsten Landsberg, Sertan Sanderson (12 Mar 2020)
Original source: Deutsche Welle

Mit Beginn der Coronakrise wurden weltweit Konzerte abgesagt und Kultureinrichtungen mussten schließen. Das hindert Orchester und Ensembles nicht daran zu spielen. In Venedigs Teatro La Fenice spielte das Quartetto Dafne Ludwig van Beethovens Streichquartett Nr. 4 in c-Moll Op. 18 Nr. 4 und Aleksander Borodins Streichquartett Nr. 2 in D-Dur vor leerem Haus und streamte live in die Wohnzimmer der Musikliebhaber. Unter dem Hashtag  #iorestoacasa versehen - »Ich bleibe zu Hause« wird in Italien nicht nur ein Zeichen der Solidari tät mit den erkrankten Menschen gesetzt, sondern ebenso gezeigt, dass Kunst und Kultur vor dem Virus nicht kapitulieren. 
Aus Konzertsälen und Wohnzimmern weltweit wird live gestreamt. Das gilt nicht nur für die klassische Musik. So hat beispielsweise die italienische Sängerin Gianna Nannini ihre Fans mit einem Hauskonzert als Maßnahme gegen die Corona-Einsamkeit überrascht. 
Die Situation ist einmalig. Selbst Geoffry Wharton, der 30 Jahre als Konzertmeister beim Gürzenich Orchester in Köln tätig war, kann sich an eine vergleichbare Welle an Konzertabsagen nicht erinnern. Besondere Sorgen macht er sich in dieser Situation um seine freiberuflichen Kolleg*innen, die eine solche Welle an Absagen ökonomisch nicht lange überstehen können. 

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tag Konzerte Onlineangebote
Musik Bericht

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The signet of facing arts joining the faces of STORM.

Bei facing arts handelt es sich um ein non-profit-Projekt, das Sie gerne unterstützen können. Nutzen Sie dazu unser Kontaktformular – wir setzen uns gerne mit Ihnen in Verbindung!

Das Team

Facing arts ist ein Projekt von STORM.

STORM spielt als Akronym mit den Namen Miriam Seidler und Tim Otto Roth, die wie viele anderen Freischaffende von der Corona-Krise betroffen sind. Miriam Seidler ist promovierte Literaturwissenschaftlerin. Sie publizierte u.a. ein Übersichtswerk zum Alter in der zeitgenössischen Literatur und ist Herausgeberin der Buchreihe Ästhetische Signaturen. Neben ihrer freien wissenschaftlichen Forschung arbeitet sie aktuell als Lektorin und Fachfrau für Öffentlichkeitsarbeit. Tim Otto Roth ist promovierter Kunst- und Wissenschaftshistoriker, Konzeptkünstler und Komponist. In seiner künstlerischen Arbeit ist er vor allem bekannt durch Großprojekte im öffentlichen Raum, Kooperationen mit führenden Wissenschaftseinrichtungen und seine immersiven Licht- und Klanginstallationen.
Miriam Seidler und Tim Otto Roth arbeiten schon seit vielen Jahren immer wieder in unterschiedlichen Projekten zusammen. Neben gemeinsam kuratierten Ausstellungen hat Miriam Seidler das Projektmanagement für Roths immersive Licht- und Klanginstallation [aiskju:b] und die Pressearbeit für verschiedene Projekte übernommen. Mit facing arts realisieren sie ihr erstes künstlerisches Werk.
Weitere Informationen zu den beiden Projektinitiatoren erhalten Sie unter www.miriamseidler.de bzw. www.imachination.net.

Ein besonderer Dank gilt Paco Croket für die Programmierung der Tag Cloud!

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